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Dokumentation: Pädagogische Prinzipien und Methoden für die Berufseinstiegsbegleitung. Workshop für Berufseinstiegsbegleitungen am 29./30. Januar 2014 in Hamburg

Das JOBSTARTER-Regionalbüro Nord führte am 29. und 30. Januar 2014 in Hamburg einen zweitägigen Workshop für Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter durch, die durch das Sonderprogramm Bildungsketten oder nach §49 SGBIII finanziert werden und an allgemeinbildenden Schulen in Hamburg eingesetzt sind.

Der Workshop war ein Angebot der Initiative "Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Servicestelle Bildungsketten unterstützt Fachkräfte der Initiative sowie Akteurinnen und Akteure kooperierender Förderprogramme. Das JOBSTARTER-Regionalbüro Nord, dessen Trägerin die INBAS GmbH ist, bietet in Abstimmung mit der Servicestelle länderspezifische und regionale Workshops an.

Die Begleitung von Schülerinnen und Schülern von der Schule in die Berufsausbildung ist eine noch recht neue Tätigkeit, für die noch keine theoretischen Modelle, keine ausformulierten Konzepte und - bis auf die Zwischenergebnisse der noch laufende Evaluation der Berufseinstiegsbegleitung - keine empirischen Untersuchungen über die Wirkfaktoren vorliegen. Es lassen sich aber in der Jugend- und Übergangsforschung, in der Benachteiligtenförderung, in der Sozialpädagogik und im Feld der Beratung Ergebnisse und Ansätze finden, die hilfreiche Anregungen für die Tätigkeit der Berufseinstiegsbegleitung bieten können.

Ziel des Workshops

In der Berufseinstiegsbegleitung arbeiten Fachkräfte unterschiedlicher Professionen und mit differenziertem Erfahrungshintergrund zusammen. Sie brauchen eine gemeinsame ethische, konzeptionelle und methodische Grundlage. Daraus leitete sich das Ziel des Workshops ab: den Berufseinstiegsbegleiterinnen und Berufseinstiegsbegleitern durch die Auseinandersetzung mit inhaltlichen Konzepten aus der Jugend-, Übergangs- und Berufswahlforschung sowie der Benachteiligtenförderung und mit sozialpädagogischen Prinzipien und Methoden einen Referenzrahmen für die Reflexion ihrer Tätigkeit und Anregungen für methodisches Vorgehen zu geben.

Themen des Workshops

Für den zweitägigen Workshop wurden folgende Ansätze ausgewählt, in kurzen Inputs vorgestellt, in einer kleinen Gruppe diskutiert und gemeinsam auf die konkreten Herausforderungen der Berufseinstiegsbegleitung übertragen:

  • Jugendliche müssen vier zentrale Entwicklungsaufgaben meistern, von denen "sich qualifizieren" nur eine ist.
  • Der Übergang von einem bekannten System (Schule) in ein neues, noch wenig bekanntes System (z.B. Betrieb) vollzieht sich in Phasen und hat Auswirkungen auf die Veränderung des Selbstwertgefühls (siehe Abbildung 1).
  • Jugendliche brauchen Kompetenzen auf der Ebene des Wissens, der Motivation und der Handlung für ihren Berufswahlprozess.
  • Aus den Reflexionen der Beruflichen Förderpädagogik über Milieus und Lebenswelten, Adoleszenz und Übergangsproblematik u.a. lassen sich pädagogische Leitlinien ableiten.
  • Methoden der Sozialen Arbeit (Einzelfallhilfe, sozialpädagogische Diagnose) können Strukturierungshilfe bieten und/oder das eigene Vorgehen transparent machen.
  • Verfeinerungen von Gesprächsführung (siehe Abbildung 2) und neue Gesprächsformen wie die motivierende und konfrontative Gesprächsführung verbessern den Kontakt zu den Jugendlichen.
  • Kollegiale Fallbesprechungen unterstützen dabei, Jugendliche zu verstehen.

Von den zahlreichen Inhalten des Workshops soll in diesem Kurzbericht nur ein – allerdings zentraler – Punkt in der Tätigkeit der Berufseinstiegsbegleitung herausgegriffen werden: die Strukturierung des Unterstützungsprozesses ausgehend von einer Bewertung der Situation und der Möglichkeiten eines jungen Menschen. Oder anders formuliert: die Verzahnung der sozialpädagogischen Diagnostik mit den Ergebnissen der Potenzialanalyse für die Erstellung eines individuellen Förder- und Hilfeplans und dessen Fortschreibung.

Nach der Richtlinie zur Durchführung des Sonderprogramms Berufseinstiegsbegleitung im Rahmen der BMBF-Initiative Bildungsketten und des Fachkonzeptes der Bundesagentur für Arbeit beinhaltet Berufseinstiegsbegleitung die sozialpädagogische Unterstützung der Jugendlichen. Also lag es nahe, sozialpädagogische Prinzipien als Orientierung zu wählen: Für die sozialpädagogische Arbeit gilt, dass der Hilfeprozess planvoll, nachvollziehbar und überprüfbar sein soll. Gleichzeitig bleibt festzustellen, dass die "Methodisierbarkeit" von sozialer Arbeit Grenzen hat und es keine Rezepte geben kann: Jeder Hilfeprozess und jede bzw. jeder Jugendliche ist ganz individuell.

Ausgehend von den Bausteinen im Prozess der sozialpädagogischen Diagnose wurde in Gruppen anhand eines jeweils selbst gewählten Fallbeispiels folgenden Fragen nachgegangen:

  • Was fließt in die Diagnose ein?
  • Wie gewichten Sie die einzelnen Punkte?
  • Woraus ziehen Sie welche Schlüsse und welche Schritte folgen daraus?
  • Was leitet Sie?
  • Was machen Sie bei Unsicherheiten?

Die Präsentationen im Plenum zeigten Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede im strukturierten Vorgehen der drei Gruppen.

Besonders anregend fanden die Teilnehmenden das Kennenlernen der motivierenden und der konfrontativen Gesprächsführung, die einige auch vertiefen wollen. Auch die Struktur und das Kennenlernen bzw. Auffrischen des Ablaufs der Kollegialen Fallberatung (auch: Fallbesprechung oder Fallverstehen) war aus Sicht der Teilnehmenden hilfreich. Diese Methode wurde bereits bei einem Träger zur internen Reflexion eingesetzt (Bildungsträger sind laut Fachkonzept zur Qualitätssicherung verpflichtet).

Die Teilnehmenden äußerten den Wunsch, die motivierende und konfrontative Gesprächsführung und die kollegiale Fallberatung weiter vertiefen zu können.

Weiterführende Informationen

Programm des Bildungsketten-Workshops "Pädagogische Prinzipien und Methoden für die Berufseinstiegsbegleitung" am 29./30. Januar 2014 in Hamburg

 
Autorin: Karin Manneke