QuABB-Thementag: Herausforderungen bei der Begleitung von Auszubildenden aus Drittstaaten
In den letzten Jahren steigt die Zahl der Ratsuchenden, die mit Ausbildungsvisum nach Hessen einreisen, um eine Ausbildung zu absolvieren. Insbesondere seit ein bis zwei Jahren wächst die Nachfrage im QuABB-Beratungsangebot von Auszubildenden, deren Aufenthaltsstatus direkt an ihre erfolgreiche Ausbildung gekoppelt ist. Ihre Begleitung in Krisensituationen ist herausfordernd, da etablierte Unterstützungsangebote oft nicht greifen. Neben den gewohnten Kooperationspartnern wie der Arbeitsagentur und den Kammern spielt insbesondere die Ausländerbehörde eine entscheidende Rolle.
Fachlicher Input und Praxisaustausch
Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein Fachvortrag von Alexander Studthoff vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), der die rechtlichen Rahmenbedingungen erläuterte, potentielle Anschlussmöglichkeiten (Zweckwechsel) aufzeigte und einen Überblick über die steigenden Zahlen bewilligter Visa sowie deren Herkunftsländer gab.
Ein zentraler Programmpunkt war der Austausch mit Christian Wohlrab, Leiter der Ausländerbehörde Darmstadt-Dieburg. Über eine Stunde lang beantwortete er Fragen der Teilnehmenden zu Themen wie der Erreichbarkeit von Behörden, den Bedingungen für Berufs-, Betriebs- und Wohnortswechsel sowie dem gesunkenen Sprachniveau der B1-Zertifikate.
Herausforderungen in der Praxis
Am Nachmittag diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen über die zentralen Herausforderungen und entwickelten Lösungsansätze. Dabei kristallisierten sich folgende Problemfelder heraus:
- Sprachliche und soziale Hürden: Viele Auszubildende benötigen zusätzliche Sprachförderung und haben mit Wohnraummangel, Isolation oder kulturellen Unterschieden zu kämpfen.
- Behördliche Prozesse: Die Erreichbarkeit und Zuständigkeiten von Behörden stellen für die Beratungspraxis eine Herausforderung dar, insbesondere in Bezug auf Aufenthaltsstatus, Visumsfragen und Berufswechsel.
- Rolle der Betriebe: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind oft nicht ausreichend informiert oder vorbereitet, um Auszubildende mit Visum bestmöglich zu unterstützen.
Lösungsansätze und Empfehlungen
Die Diskussionen führten zu zahlreichen Empfehlungen, um die Unterstützung für diese Zielgruppe zu verbessern:
- Netzwerke und Kooperationen: Stärkere Einbindung von Jugendmigrationsdiensten (JMD), Sozialverbänden, Kammern und regionale OloV-Steuerungsgruppen.
- Behördliche Zusammenarbeit: Frühzeitige Klärung des Aufenthaltsstatus, bessere regionale Absprachen mit den Ausländerbehörden sowie ein regelmäßiger Austausch zwischen verantwortlichen Stellen.
- Betriebliche Unterstützung: Sensibilisierung und Beratung von KMU in Zusammenarbeit mit den Kammern, Einbindung von Betriebsräten und Mentoring-Programme.
- Sprachförderung und Integration: Ausbau von Sprachlernzeiten, gezielte Angebote an Berufsschulen sowie soziale Anbindung über Jugendclubs, Sportvereine oder Migrationsvereine.
- Praktische Hilfen: Nutzung digitaler Übersetzungstools, Unterstützung durch Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) und flexiblere Ausbildungsmodelle wie Teilzeitausbildung oder verlängerte Ausbildungszeiten.
Fazit und Ausblick
Die Abschlussdiskussion verdeutlichte, dass die praktische Umsetzung des 2024 erneuerten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG 2.0) trotz guter Intentionen nicht optimal wirken. Die aktuellen Rahmenbedingungen, Infrastruktur und Anforderungen überfordern das duale Ausbildungssystem in Deutschland.
Das Landesprogramm QuABB bietet seit 2009 erfolgreich Krisenbegleitung an. Doch um die nachhaltige Integration von Auszubildenden aus Drittstaaten sicherzustellen, bedarf es zusätzlicher struktureller Unterstützung und klarer Verantwortlichkeiten im Netzwerk. Diese Erkenntnisse wird die hessenweite Koordinierungsstelle bei involas in die zuständigen Landesgremien einbringen und weiterverfolgen.
Die Veranstaltung wurde von der Koordinierungsstelle bei involas im Rahmen des Professionalisierungsangebots für die QuABB-Beratungsfachkräfte organisiert. QuABB wird gefördert von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum und des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen.
Mehr zu QuABB unter: www.quabb-hessen.de